SPD-Fraktion verhilft dem Beirat zur Umsetzung einer Sanierung der H.-H.-Meier-Allee

OV

In der Sondersitzung des Beirates Schwachhausen wurde in letzter Minute ein Beschluß herbeigeführt

Worum ging es jetzt eigentlich? Die H.-H.-Meier-Allee ist bekannt als ein Überbleibsel aus der Verkehrsplanung aus den 70ern als noch eine Mozarttrasse geplant war.

Das Ortsamt hatte ein Ingenieurbüro aus Hannover beauftragt, tragbare Lösungen zur Sanierung der H.-H.-Meier-Allee zu entwickeln. Über den maroden Zustand des Fahrradweges gibt es ja bereits einen Artikel hier im OV-Web. Folgende Lösungen wurden dem Beirat dann vorgestellt:

Variante I Schutzstreifen (Vollumsetzung):

1,75 m Schutzstreifen auf der Fahrbahn markieren; Radweg wird umgebaut und zum Parken verstärkt (Gewährleistung der Tragfähigkeit)

• gute Fahrqualität und durchgehende Kontinuität fördert den Radverkehr
• Konflikte Fußgänger / Radfahrer auf Nebenanlagen entfallen
• abschnittsweise kann der Gehweg verbreitert werden
• Wegfall von 35 Parkplätzen (von 217)
• hoher Umbauaufwand
• aufwändige Sanierung des Radwegs entfällt
• Kosten ca. 900.000 €
• Bauzeit Jan 2015 – Mai 2015

Variante II Schutzstreifen (Teilumsetzung)

Wie Variante I aber Nebenanlagen werden nur zwischen den Bäumen mit Schotter verstärkt um Baumschäden zu vermeiden; im Bereich der Radwege wird nur das rote Pflaster ausgebaut und durch graues ersetzt;

• gute Fahrqualität und durchgehende Kontinuität fördert den Radverkehr
• Konflikte Fußgänger / Radfahrer auf Nebenanlagen entfallen
• Borde sind teilweise zum Parken zu hoch
• Wegfall von 35 Parkplätzen (von 217)
• da auf roten Radwegen nicht geparkt werden darf, muss das rote Pflaster ausgetauscht werden Urteil Verwaltungsgericht Bremen vom 25.08.2008 Az. 5 K 762/08
• da der Parkstreifen nicht zum Parken geeignet ist (fehlende Tragfähigkeit), entstehen hohe Folgekosten für ständige Instandsetzungen des Parkstreifens
• insgesamt etwas geringerer Umbauaufwand als Var. 1
• Kosten ca. 550.000 – 600.000 €
• Bauzeit Jan 2015 – Mai 2015

Variante III Sanierung Radweg

Bisherige Situation bleibt im Grunde bestehen; Sanierung des bestehenden Radwegs; in Baumbereichen Einbau von Wurzelbrücken erforderlich

• der Radweg ist in Teilbereichen gar nicht zulässig (StVO), da die Breiten nicht ausreichen
• schlechtere Fahrqualität als auf der Fahrbahn, deshalb keine Stärkung der Radroute Innenstadt – Uni und des Radverkehrs
• Konflikte Fußgänger / Radfahrer werden entschärft, bleiben aber grundsätzlich bestehen
• schwierige technische Umsetzung aufgrund herausragender Wurzeln; Einbau teurer Wurzelbrücken ist notwendig
• mittelfristig treten wieder Wurzelprobleme auf (max. 10 Jahre schadenfrei)
• Kosten ca. 600.000 €
• Bauzeit Jan 2015 – Juli 2015

Variante IV Fahrradstraße

Ausweisung der Straße als Fahrradstraße; die Fahrbahnbreite beträgt überwiegend 4 m; ein 2,50 m breiter Parkstreifen am Fahrbahnrand wird mit Markierung von der Fahrbahn getrennt, darin ist ein 50 cm breiter Sicherheitsstreifen zu den parkenden Pkw enthalten; entlang der Bäume wird der Radweg wegen des schlechten Zustands zurückgebaut und die Baumbeete verbreitert.

• Der Radverkehr ist bevorrechtigt, Autofahrer müssen auf den Radverkehr besondere Rücksicht nehmen. Langsames Vorbeifahren ist möglich. Es gilt max. Tempo 30.
• das Radverkehrsaufkommen ist in den warmen Monaten heute schon höher als der Kfz-Verkehr
• durch die Einrichtung der Radroute Uni-Innenstadt werden die Radfahrzahlen noch weiter steigen. Der Radverkehr wird ganzjährig die vorherrschende Verkehrsart.
• beste Variante in Bezug auf die Fahrqualität und durchgehende Kontinuität fördert den Radverkehr
• Wegfall der Konflikte Fußgänger / Radfahrer
• Parkplätze bleiben erhalten
• verbleibende Radwegabschnitte werden gesperrt und sukzessive zurück gebaut;
• starke Verbesserung des Baumschutzes
• perspektivisch ergänzende Baumpflanzungen zwischen Schwachhauser Ring und Emmastraße möglich- durchgängiger Allee-Charakter
• schnellste Realisierung; Umsetzung in 2014 möglich
• Kosten ca. 250.000 – 300.000€

Zu welcher Lösung hat sich der Beirat jetzt entschieden?

Wenn man sich die vier Varianten mit den Vorteilen und Nachteilen ansieht, ist es auf dem ersten Blick nicht ganz einfach zu entscheiden, wie eine dauerhafte Sanierung der H.-H-Meier-Allee aussehen soll.

Die Diskussion darüber verlief sehr kontrovers und teilweise auch lautstark bei fast ausgefülltem Saal. Die Beiratsmitglieder der Grünen warfen sich untereinander nur die Bälle zu und favorisierten natürlich Variante IV, die Fahrradstraße. Als Argument wurde immerwieder die Kosten von € 300.00 angeführt. Irgendwie kam man sich vor wie auf einer Verkaufsveranstaltung für Wärmedecken. Die CDU hatte natürlich einen eigenen Antrag eingebracht, Sanierung des Fahrradweges und Erhalt der freien Fahrt für PKW.

Als sich der Austausch der Argumente unter den vorwiegend Grünen nun heißgelaufen hatte, trug der SPD-Fraktionsvorsitzende und stellvertretender Beiratssprecher Genosse Stefan Pastoor in aller Sachlichkeit und unbeeindruckt von der hitzigen Debatte davor, seine Argumente für die Variante I vor. Stefan Pastoor hatte für Variante I geworben, weil es für alle Beteiligten die am nächsten kompromißfähige Lösung sein muß. Natürlich verschwieg Stefan Pastoor nicht, daß es die teuerste Variante ist. Er wies auch daraufhin, daß damit die Fahrradstraße in der Zukunft nicht vom Tisch sein muß. Beifall war daraufhin auch kaum zu hören vom Publikum, das noch unter dem Eindruck der vorangegangenen Verkaufsveranstaltung der Grünen stand.

Die Ortsamtsleiterin Frau Dr. Matthes hatte jedenfalls alle Hände voll zu tun, daß die Rednerliste rechtzeitig geschlossen wurde, weil schon der Hausmeister auf das baldige Versammlungsende hinwies. Eine Abstimmung über Variante I + IV verlief ergebnislos, bis von der CDU in letzter Minute Ansgar Matuschak den Antrag einbrachte, daß über jede Variante getrennt abgestimmt werden soll.

Das Ergebnis war dann erfreulicherweise für die Variante I mit 8 Stimmen und Variante IV mit 6 Stimmen.

Also die Sprüche von rauchenden Grünen vor dem Haus konnte man gelassen über sich ergehen lassen auf dem Nachhauseweg.